Eine Bestandsaufnahme von Mensch-Tier-Beziehungen
Der diesjährige Welttierschutztag am 4. Oktober macht auf das Leid vieler Tiere in menschlicher Haltung und Nutzung aufmerksam. Der internationale Aktionstag wird vom Deutschen Tierschutzbund und den über 740 Mitgliedsvereinen unterstützt.
Dieses Jahr steht er unter dem Motto „Beendet das Leiden der Schweine!“ und soll die Öffentlichkeit für den qualvollen Umgang, welchen Schweine erdulden müssen, sensibilisieren Dazu gehören zum Beispiel die Kastration ohne Betäubung, das Kupieren der Ringelschwänze und die Fixierung der Sauen in engen Kastenständen. Zustände, die für die intelligenten Säugetiere eigentlich nicht tragbar sind.
Der Aktionstag, eingeführt auf einem Tierschutzkongress 1931, ist auf den Schutzpatron der Tiere, den Heiligen Franz von Assisi, zurückzuführen. Auch noch heute stimmen die Absichten der Tierschützer mit den Grundgedanken des Mönches überein: Tiere sind als dem Menschen gleichwertig anzusehen und daraus eine menschliche Pflicht zum Schutz der Tiere abzuleiten. Am Welttierschutztag setzen sich Tierschutzverbände weltweit öffentlichkeitswirksam für die Rechte der Tiere ein und fordern eine artgerechte Haltung der Lebewesen, ihre angemessene Versorgung als auch entsprechende Zuwendung.
Jeder von uns kann sich im eigenen Handlungsrahmen für die Rechte der Tiere einsetzen. Wichtig ist vor allem nicht die Augen vor der Tierquälerei zu verschließen. Denn viele Nutz- und Haustiere werden vom Menschen unter schlechten Bedingungen gehalten oder auch vernachlässigt.
Um das Verständnis für den Tierschutz zu fördern, ermöglichen Notauffangstationen für Tiere sowie Tierkliniken ihren Besucher*innen Einblicke in aktive Tierschutzarbeit und die dahinterstehenden Vereine.
Vielleicht ist das auch was für euch?
Tiere werden gesetzlich geschützt…
Für die meisten Menschen sind Tiere nicht mehr wegzudenken. Sie sind Freunde und Alltagshelfer, aber auch Nahrungslieferanten oder Transportmittel. Doch welche Rechte stehen diesen Lebewesen vor dem Gesetz zu? Nach Artikel 20a ist Tierschutz im Grundgesetz verankert, jedoch nicht wirklich konkretisiert: "Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung". Greifbarer ist das Tierschutzgesetz, welches in § 1 die Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf hervorhebt, dessen Leben und auch das Wohlbefinden zu schützen sei.
… aber nicht aus „vernünftigen Gründen“
§ 2 des Tierschutzgesetzes relativiert wiederum den Schutzgedanken. Danach dürfen Tieren Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, wenn ein „vernünftiger Grund“ vorliegt. Laut Gesetzgebung sind vernünftige Gründe unter anderem die „Freiheit der Berufsausübung“, „Wissenschaft“, „Kunst“ oder das „Recht auf Eigentum“. Aufgrund dieser in der Verfassung garantierten Grundrechte des Menschen wird das Tierschutzgesetz daher so häufig wie kein anderes Gesetz für unbedeutend erklärt und Verfahren folglich eingestellt.
Aus Perspektive der Tierschützer ist die bestehende Rechtsgrundlage unzureichend, insbesondere in Hinblick auf Massentierhaltung und das damit ausgelöste Leiden für Millionen Kühe, Schweiner, Hühner, Puten und viele andere.
„Nein“ zur Tierquälerei – „Ja“ zum Billigfleisch
Die gesellschaftliche Spaltung zu dieser Thematik ist offensichtlich. Einerseits ist die Empörung über die Bedingungen der Massentierhaltung groß, andererseits verlangen Verbraucher*innen tierische Produkte zu möglichst günstigen Preisen und wollen die dahinterstehenden Methoden nicht sehen. Die Missstände erfordern, sich in der Gesellschaft damit auseinanderzusetzen und den Einzelnen zu sensibilisieren. Was wollen die Verbraucher von morgen und wie verändern gesellschaftliche Entwicklungen unsere Ernährung sowie den Umgang mit Nutztieren? Wie wird die Bevölkerung für tierethische Fragen sensibilisiert, um nachfolgende Generationen zu einem bewussteren und artgerechten Umgang zu führen?
„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen,
wie sie ihre Tiere behandeln.“
(Mahatma Gandhi)
Kinder sensibel an die Thematik heranführen
Eine direkte Begegnung mit Nutztieren findet für viele Kinder heute nur noch selten statt. Zusammenhänge zu Themen wie der artgerechten Haltung und dem Umgang mit den Tieren werden kaum erfahrbar. Deswegen sollten Bildungsinstitutionen wie Kindergärten oder Grundschulen Erfahrungsräume eröffnen, in denen diese Thematisierung möglich ist. Insbesondere Formen des nachdenklich-philosophischen Gesprächs können neue, weitreichende Blickwinkel zur Unterscheidung und zu den Berührungspunkten von Mensch und Tier sowie zur Frage nach Gerechtigkeit im Verhältnis zu Tieren eröffnen.
Schon Kinder können philosophieren!
Philosophieren mit Kindern bedeutet, miteinander den Dingen auf den Grund zu gehen. Es ist ein Versuch sowohl Gedanken zu sortieren als auch neue zu entdecken, um die Dinge in der Welt für sich in eine Ordnung zu bringen und Begriffe zu definieren. Diese Herangehensweise hat zum Ziel, Kindern die Möglichkeit zu eröffnen, sich mit ihren eigenen Vorstellungen und Werten auseinanderzusetzen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Standpunkte zugelassen, Meinungen geäußert und sich ausgetauscht. Das Philosophieren ist eine Möglichkeit, sich auf eine abwechslungsreiche Art und Weise mit dem Mensch-Natur-Verhältnis auseinanderzusetzen. Dabei gibt es kein „eindeutig richtig“ oder „eindeutig falsch“, vielmehr sind individuelle Begründungen abzuwägen und die Meinung anderer zu akzeptieren.
Wollen Sie die Methode des nachdenklichen Gesprächs ausprobieren? Dann knüpfen Sie an Alltagssituationen an… „Woher kommt die Wurst auf dem Teller? Warum werden Tiere eingesperrt?“ Auch andere Impulse wie zum Beispiel durch Bilderbücher führen zu Gelegenheiten für ein nachdenkliches Gespräch. Im Sprechkreis liegende Gegenstände oder Bilder zum gewählten Thema können ebenso hilfreich sein.
Auf diese Weise können Sie sich gemeinsam damit auseinandersetzen, wie Tiere in unserer Gesellschaft gehalten werden sollen. Auch Fragen zu den Rechten von Tieren und zu unserem eigenen Verhalten, z.B. durch Tierhaltung und Fleischkonsum können thematisiert werden. So kann die Auseinandersetzung mit dem Schutz und dem Umgang mit Tieren gelingen. Dadurch wird schon Kindern ermöglicht, ein respektvolles Verhältnis zu Tieren sowie entsprechende Wertmaßstäbe zu entwickeln.
Materialkiste „Henne Berta“
Für Kitas, die sich ganz konkret mit den Lebensbedingungen von Hühnern befassen wollen, wurde die Materialkiste "Henne Berta" entwickelt, in der zahlreiche Inspirationen zu finden sind.
Die Materialkiste ist ausleihbar!