Gemeinsam Solidarität und Nächstenliebe stärken
Um den 11. November herum zieht jedes Jahr eine Vielzahl an Kindern mit bunten Laternen durch die Straßen und singt Martins- und Laternenlieder. Mit ihren Aufführungen oder Umzügen ehren viele Menschen Sankt Martin als Vorbild dafür, hilfsbedürftigen und mittellosen Menschen vom eigenen Hab und Gut etwas abzugeben.
Doch wer war eigentlich der Heilige Martin, an den jedes Jahr im November erinnert wird?
Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Die Legende erzählt, dass er an einem kalten Wintertag auf einen nackten Bettler traf. Um ihn vor dem Erfrieren zu bewahren, soll Martin seinen eigenen warmen Mantel mit einem Schwert zerteilt und dem Bettler eine Hälfte abgegeben haben. In der Nacht erschien der Bettler Martin im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Daraufhin wurde Martin bewusst, dass er sein Leben ändern möchte. Er gab seinen Beruf als Soldat auf und trat dem christlichen Glauben bei. Aufgrund seiner Enthaltsamkeit, seiner Nächstenliebe und Barmherzigkeit wurde er schon zu Lebzeiten geschätzt – und noch heute erinnern sich viele Menschen an ihn.
In Anbetracht der gegenwärtigen Herausforderungen kann uns die Botschaft von St. Martin zum Nachdenken anregen: Wo können wir Menschen, die wenig haben oder in Not sind, etwas abgeben, ihre Not mildern und damit Solidarität und Empathie zeigen?
Mit Kindern über Gerechtigkeit sprechen
Die Sankt-Martins-Legende erzählt von Armut, vor allem aber von Mitgefühl und der Bereitschaft zu helfen. Doch ab wann können Kinder einen Sinn für Gerechtigkeit entfalten und wie kann man ihnen das Thema nahebringen?
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen der frühkindlichen Entwicklung sind Kinder in den ersten Lebensjahren noch nicht in der Lage, mit einem anderen Menschen zu fühlen. Mit dem ersten Ertasten von Gegenständen mit den Händen begreifen Kinder überhaupt erst, dass diese Dinge außerhalb ihrer selbst existieren - ebenso wie die Mitmenschen. Wenn Kinder dann heranwachsen, entwickeln sie – ungefähr ab ihrem vierten Lebensjahr - auch die Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Ihr Blick für (Un-)gerechtigkeit in der Welt kann nun geschärft, das Verantwortungsgefühl gestärkt und die Bereitschaft zu Teilen gefördert werden. In der Entwicklung dieser Fähigkeiten dürfen Kinder bestärkt und gefördert werden.
Hilfreich können dabei beispielsweise Geschichten sein, die das Thema Nächstenliebe, Solidarität und Gerechtigkeit in den Fokus nehmen. Eltern oder Erzieher*innen können damit Impulse setzen, um die Themen greifbarer zu machen. Der St. Martins Tag im November kann ein Anlass sein und es könnten dazu vielseitige Fragen aufgegriffen werden. Klärt zunächst einmal historische Rahmenbedingungen: Warum ritt Sankt Martin auf einem Pferd, statt mit dem Auto zu fahren? Warum wird er in einer besonderen Kleidung dargestellt und trägt ein Schwert? Lasst dann die Aufmerksamkeit zur Kluft zwischen arm und reich wandern: Warum sitzt da ein Mann und friert? Warum hilft Martin dem Mann? Wie kann es sein, dass der Mantel, den er teilte, dennoch zu gebrauchen war? Hilfreich für das eigene Verständnis ist es, wenn die Geschichte auf die heutige Zeit übertragen wird. Die meisten Kinder werden schon in Kontakt mit Obdachlosen oder Bettlern gekommen sein. Vielleicht haben auch einige Kinder schon Möglichkeiten kennengelernt, Bedürftigen zu helfen. Die Tafel ist ein sehr greifbares Beispiel, um zu zeigen, wie ärmere Leute unterstützt werden.
Eine weitere hilfreiche Methode, um mit Kindern über Gerechtigkeit ins Gespräch zu kommen, ist das Philosophieren mit Kindern. Mit ein wenig Übung können Kinder dabei lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch auszudrücken. Anregungen, Tipps und Hintergründe finden Sie beispielsweise in dem Artikel „Ist das gerecht?“ von der Uni Bremen oder in zahlreichen Büchern wie zum Beispiel: „Siehst du die Welt auch so wie ich? Philosophieren in der Kita“ von Katharina Zeitler.
Gerechtigkeit in Sachen Klima
Auch der Klimawandel ist eine Frage der Gerechtigkeit. Noch nie war der CO2-Ausstoß so hoch wie gegenwärtig. Klimaforscher auf der ganzen Welt warnen vor erheblichen Konsequenzen durch die Erderwärmung und drängen zu schnellen Klimaschutzmaßnahmen. Das Ungerechte daran: Es werden diejenigen, die am wenigsten Anteil an den Ursachen haben, am stärksten von den Folgen betroffen sein bzw. sind es teilweise heute schon: Länder des globalen Südens und zukünftige Generationen.
Ungerechtigkeit wird so zu einem zentralen Motiv in Bezug auf den Klimawandel. Seit Beginn der Industrialisierung haben Staaten in Afrika oder auch in Südamerika nur geringfügig zum globalen Ausstoß von Treibhausgasen beigetragen. Viele asiatische Staaten, die Treibhausgase ausstoßen, tun dies vor allem bei der Produktion von Gütern für die Märkte der Industriestaaten.
In vielen Ländern des globalen Südens sind die Menschen gleich mehrfach von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Extreme Wetterlagen nehmen zu: Starkregen und daraus anschließenden Überschwemmungen oder sogar Erdrutsche stehen extremer Trockenheit und Dürreperioden gegenüber. Nahrungsmittel werden künftig teurer, weil Missernten zunehmen. Durch Hurrikans steigt die Gefahr von Sturmfluten an den Küsten.
Leider sind es meist die Menschen, die ohnehin schon am Existenzminimum (oder darunter) leben, die den Folgen des Klimawandels wenig entgegenzusetzen haben. Einfache Behausungen werden weggespült, Gärten vernichtet, Vieh verhungert oder verdurstet. Daraus entstehen oftmals Konflikte und viele Menschen fliehen aus ihren angestammten Regionen. Schon mehr als 20 Millionen sogenannter „Klimaflüchtlinge“ sind heute auf dem Weg, um in Großstädten und anderen Ländern ein besseres Leben zu finden. Es können in den nächsten Jahren bis zu 200 Millionen Menschen werden. Es liegt auch an uns, wie sich diese Zahl entwickelt und wie diese Menschen zukünftig leben.
Was können wir für mehr Gerechtigkeit tun?
In unserem Blogbeitrag „Armut und Klimawandel“ findet ihr erste Tipps, wie ihr selbst für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen und zudem das Klima schützen könnt. Denn eines ist klar: Nur gemeinsam können wir es schaffen, diese Welt zu einem gerechteren und besseren Ort zu machen! Heute mehr denn je ist es wichtig, auf Worte auch Taten folgen zu lassen und unsere Gesellschaft mit Achtsamkeit, Toleranz und Solidarität wachsen zu lassen. Lasst uns loslegen!
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