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Virtuelles Wasser

Das "versteckte" Wasser in unseren Lebensmitteln

Wasser kommt bei uns in Trinkwasserqualität aus dem Hahn und gilt als das am strengsten kontrollierte Lebensmittel Deutschlands. Was in der Europäischen Union wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, stellt sich mit Blick über den Tellerrand der Landesgrenzen als Luxus heraus: Noch im Jahr 2015 hatten rund 660 Millionen Menschen (etwa 9 Prozent der damaligen Weltbevölkerung) keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das subsaharische Afrika (319 Millionen), Südasien (134 Millionen) und Ostasien (65 Millionen) waren am stärksten betroffen.

Wasser kommt aber nicht allein als Leitungs- oder Mineralwasser auf den Tisch, sondern auch zu Kaffee, Tee oder Limo verarbeitet sowie in Form des „virtuellen Wassers“. Als solches wird das Wasser bezeichnet, das für die Produktion gebraucht wird – sei es von Lebensmitteln oder von Gegenständen. 

Nehmen wir Lebensmittel, die in etwa dasselbe wiegen, wie beispielsweise eine Tomate, drei Scheiben Käse, Röstkaffee für 10 Tassen Kaffee und ein Ei. Für die Produktion welches dieser Lebensmittel wird wohl am meisten Wasser benötigt? Und wie viel Wasser ist das?

 

(Klick für die Lösung auf den Text unter dem Bild)


1 Tomate (70 gr)

Röstkaffee (70 gr)

3 Scheiben Käse (60 gr)

1 Ei (60 gr)


Quelle: Vereinigung deutscher Gewässer e.V.; Angaben basierend auf weltweiten Mittelwerten.

Der hohe Verbrauch „virtuellen“ Wassers wird auch dadurch zum Problem, dass in vielen Anbaugebieten von uns konsumierter Lebensmittel Wasserknappheit besteht und die lokale Bevölkerung, die unser Essen dort produziert, selbst keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat. Auch wird, je nach Produktion, das Grundwasser unterschiedlich stark belastet. So kann beispielsweise das Unkrautvernichtungsmittel Atrazin, das bereits seit den frühen 1990er Jahren nicht mehr zum Einsatz kommt, nach wie vor im Grundwasser nachgewiesen werden. Grundwasser dient aber natürlich nicht allein zum Gewinn unseres Leitungswassers, sondern wird auch von Pflanzen und Tieren aufgenommen – und gelangt so in den Nahrungs- und Wasserkreislauf. 

Allein mit Blick auf das Thema Wasser hat es also bedeutende Konsequenzen für das Klima und das Ökosystem, ob wir auf Lebensmittel aus biologischer oder konventioneller Landwirtschaft zurückgreifen (Stichwort Einsatz von Chemikalien), ob diese tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sind (Stichwort: Höhe des Wasserverbrauchs) und wo/wie sie angebaut, verarbeitet und transportiert wurden (Stichworte Regionalität und Saisonalität). 

 

Bei Leitungs- und Mineralwasser zeigen sich ebenfalls deutliche Unterschiede, denn Leitungswasser ist nicht nur ca. 100 mal günstiger als Mineralwasser aus Flaschen, sondern die Klimabelastung durch letzteres ist in Deutschland auch durchschnittlich 600 mal höher als beim Leitungswasser, da das Wasser in Flaschen gefüllt und transportiert werden muss. Gerade bei Mineralwasser, das nach Deutschland importiert wird, ist der Transportweg unnötig lang und die Umweltbelastung entsprechend hoch. Es lohnt also, genauer hinzuschauen, was wir auf unseren Teller legen und in unser Glas einschenken! 


Literatur:

• Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): „Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen“ (01.07.2017) https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52696/trinkwasser-und-sanitaereinrichtungen

• Europäisches Parlament: „Trinkwasser in der EU: Bessere Qualität, besserer Zugang“ (aktualisiert am 19.02.2020) https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20181011STO15887/trinkwasser-in-der-eu-bessere-qualitat-besserer-zugang

• Umweltbundesamt: „Kinder und Jugendliche haben zu viel PFAS im Blut“ (06.07.2020) https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/kinder-jugendliche-haben-zu-viel-pfas-im-blut 

• Umweltbundesamt: „Trinkwasserqualität“ (17.10.2019) https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser/trinkwasserqualitaet#mikroorganismen

• Umweltinstitut München: „Pestizide im Grundwasser“ (18.06.2019)

http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2019/pestizide/pestizide-im-grundwasser.html

• Verbraucherzentrale: „Kann man Leitungswasser trinken?“ (27.03.2020)

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wasser/kann-man-leitungswasser-trinken-34836

• Virtuelles Wasser (Vereinigung Deutscher Gewässer): „Produktgalerie“ (ohne Datum)

http://virtuelles-wasser.de/produktgalerie.html