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Bunter Mittwoch: Aus gutem Holz?


Deutschlands Möbel und Papier

In Deutschland wächst eine Eiche je nach Region 180-300 Jahre und eine Rotbuche 120-140 Jahre, bis sie für die Forstwirtschaft gefällt wird. Selbst Baumarten, die in „jüngeren Jahren“ gefällt werden, müssen erst einmal 30-50 (Schwarzpappel) bzw. 60-80 (Schwarzerle, Birke) und 60-100 (Douglasie) Jahre wachsen. Allerdings sind in Deutschland verkaufte Holzerzeugnisse, wie Möbel und Papier, nicht zwangsläufig aus deutschem Holz geschnitzt.
Zwar ist seit 2013 EU-weit das Inverkehrbringen von Holz und Holzerzeugnissen aus illegalem Einschlag verboten, doch beträgt der Teil der international gehandelten Hölzer aus illegalen Quellen Schätzungen zufolge 7-17%.

Trotzdem bleiben Forderungen nach einer vollständigen Kennzeichnung der Möbelstücke bezüglich der Art und Herkunft des Holzes sowie des Herstellungslandes der Möbelunbeantwortet. So bleibt es dem/der Käufer*in überlassen, genauer hinzuschauen – auch bei Papier.


Zu Papier gebracht

Mittlerweile werden viele Dokumente am Computer bearbeitet, doch Schreib- und Druckpapier bleiben ein wichtiger Teil jedes (Büro-)Alltags. Auch als Toilettenpapier und als Verpackung ist Papier in so gut wie jedem Alltag enthalten. Während die Verbrauchswerte in den Segmenten Hygienepapiere sowie Druck-, Presse- und Büropapiere leicht rückläufige Tendenzen zeigen, ist die Menge an Papierverpackungen, z.B. auch durch die Zunahme des Online-Versandhandels deutlich gestiegen. So verbrauchte in Deutschland 2018 jede*r Einzelne durchschnittlich 240 kg Papier, wo es vor 30 Jahren (1990) 188,6 kg pro Person waren. Dabei produziert die Herstellung von einem Kilogramm Papier in deutschen Papierfabriken nach Angaben des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VDP) durchschnittlich 609 g CO2/kg Papier – das sind über 146 kg CO2 pro Person, allein für Papier!


Made in Germany

Deutschland ist Europas größter Papierproduzent und das damit bedeutendste europäische Papier-Exportland. Der Großteil (rund 80%) des dafür in Deutschland verarbeiteten Holzes stammt aus Importen. Das bedeutet  lange Transportwege, denn das importierte Holz, das in Deutschland zu Papier verarbeitet wird, stammt oftmals aus Skandinavien, Russland sowie aus Nord- und Südamerika. Vor allem in Brasilien, Chile, Uruguay und Indonesien, aber auch in Russland und Kanada wird durch die Holzbeschaffung der Urwaldbestand stark gefährdet.

 

Papier aus Primärfasern (also aus Holz statt aus Altpapier) führt so nicht nur zu Waldzerstörung, sondern auch zur (zum Teil illegalen) Rodung von Urwäldern und zur Anpflanzung von Monokulturen (wie Eukalyptus), die die Umwelt zusätzlich belasten.

 


Wenn ein Licht aufgeht


Stadtreinigung Hamburg: Was gehört in die blaue Tonne?

Bereits ohne den Transport der Rohstoffe und Fertigprodukte ist die Papierindustrie ein riesiger industrieller Energieverbraucher. Im Vergleich mit Papier aus Primärfasern (Holz) benötigt die Herstellung von Recyclingpapier hingegen nur rund ein Siebtel bis ein Drittel der Wassermenge und nur etwa die Hälfte an Energie. Die Transportwege sind kürzer und das Fasermaterial muss nicht mit Hilfe von Hitze (Kochung) und Chemikalien aufgeschlossen und anschließend aufwändig gebleicht werden. Umgerechnet in Energie spart die Verwendung eines Pakets Recyclingpapier (500 Blatt) laut IFEU-Institut so viel fossile Ressourcen ein wie eine 15W-Energiesparlampe benötigt um 290 Stunden zu leuchten.

Es lohnt also, auf Recyclingpapier zurückzugreifen – und durch konsequente Mülltrennung zur Wiederverwertung von Papier beizutragen!


Tipps für die Kita und zu Hause:

  • Spart Papier, wo immer es machbar ist. Das gilt für das Druckerpapier im Büro, das Malpapier im Atelier, aber auch für Toilettenpapier, Taschentücher oder Küchentücher (die auch oft durch einen Stofflappen ersetzt werden können)
  • Nutzt grundsätzlich in allen Bereichen Recyclingpapier, am besten eines mit dem Blauen Engel.
  • Beim Toilettenpapier könnt ihr auch auf Goldeimer zurückgreifen. Dabei unterstützt ihr in Kooperation mit Viva con Agua und der Welthungerhilfe Sanitärprojekte in aller Welt und aktuell eine Anti-Rassismus-Kampagne.
  • Wenn kein Recyclingpapier verfügbar ist, achtet auf das FSC-Siegel, das einen möglichst nachhaltigen Umfang im Forstbetrieb zertifiziert. 
  • Bringt einen „Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitschriften“-Aufkleber an euren Briefkasten an. Auf Dauer müssen so die Produktionsmengen der Werbeblätter gesenkt werden.
  • Entsorgt anfallendes Papier in der blauen Tonne oder Papiercontainern.
  • Achtet beim Kauf von Möbeln auf heimische Herkunft des Holzes.
  • Vermeidet tropische Hölzer, auch wenn sie aus nachhaltigem Anbau stammen. Auch dafür werden Regenwaldflächen gerodet und lange Transportwege beansprucht.
  • Weniger ist mehr. Setzt auf langlebige Möbel statt wechselnder Trends.

Wer sich tiefergehend informieren möchte, kann sich zum Beispiel auch in unsere bislang genutzten Quellen vertiefen:


© Titelbild. Jugendliche malen Transparent: We are the Change: FooTToo/Shutterstock.com

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